Der Sinn hinter Lust & Genuss

Achtung, jetzt wird es persönlich! Es geht darum, warum ich diesen Blog überhaupt gestartet habe. Was treibt mich an? Warum hat das Genießen eine so große Bedeutung für mich?

Wenn ich ein Lieblingsfoto von mir auswählen müsste, dann wäre es das, was ihr oben links erkennen könnt. Es entstand am Weihnachtsabend vor geschätzt 23 Jahren, damals war ich 5 Jahre alt. Es ist keine wunderschön-gestylte Top-Aufnahme, es ist nicht gestellt. Auch die damalige Mode und der Bart ist heutzutage mehr als fraglich (sorry Papa). Worum es mir geht: Ich mag das Bild, weil es mich so zeigt, wie ich mich fühlen will. Ich sitze da mit roten Bäckchen, ein Löffel meines Lieblings-Eises in der Hand (ja, ich war schon damals eine Naschkatze) und lächel verschmitzt in die Kamera. Ich bin ganz aufgeregt und habe heftiges Kribbeln im Bauch. Denn gleich müsste das Glöckchen läuten, dann weiss ich, dass das Christkind da war. Das Glöckchen ist das Zeichen, dann werde ich zum ersten Mal den wunderschönen Weihnachtsbaum sehen, es wird nach Plätzchen riechen und zarte Engel im Hintergrund singen. Meine Familie wird bei mir sein. Alles wird perfekt sein. Alles wird wunderschön.

Das Kribbeln im Körper

Um was es mir geht, ist dieses Gefühl der Aufregung, das Kribbeln im Körper. Es ist die Lust und das bewusste genießen des Moments. Als Kind war ich ein Wildfang, hatte Haare bis zum Po und rannte in kaputten Jeans herum, war die meiste Zeit draußen auf Entdeckungstour. Ich war neugierig, lebhaft, fröhlich und ein Trotzkopf. Das Foto hält mir immer wieder vor Augen, wie ich als Kind war, was mein eigentliches Wesen ist.

Wie warst du als Kind? Und wann hast du damit aufgehört?

Ich möchte wieder mehr so werden. Wie warst du als Kind? Was waren deine Wünsche?Der Sinn hinter Lust & Genuss Das Kind in uns wird uns im Laufe des Lebens systematisch ausgetrieben, sei es durch Familie, die Schule, Uni, Freunde oder den Beruf. „Das kannst du nicht“, „Hör auf zu träumen“, „Sei nicht so naiv“, „Streng dich mehr an“. „Gib es auf, dagegen kommst du nicht an“. „Das Leben ist halt so, finde dich damit ab“. „Pass dich an, dann wirst du erfolgreich“. Hunderte dumme Aussagen und Binsenweisheiten. „Das Leben ist kein Ponyhof“. Und wir glauben es! Denken, das andere mehr Erfahrung haben und mehr wissen. Man will nicht als dumm und naiv gelten, als Querschläger, der nicht in die Reihe passt. Daher machen wir das, was alle anderen auch machen. Dann wirst du akzeptiert und bist „normal“ Es reicht mir!

Was bedeutet es, normal zu sein?

Wisst ihr, was normal ist? Es bedeutet den Weg von anderen Menschen zu gehen und deinen Kern, deinen „Ursprungs-Charakter“ zu vergessen oder zu verdrängen. Es bedeutet, einen Beruf auszuüben, der dich nicht erfüllt. Tage, Wochen oder Monate zu verbringen, ohne davon auch nur eine Stunde bewusst genossen zu haben. Wie ein ferngesteuerter Roboter. Es bedeutet, nicht ehrlich zu sein, vor allem nicht zu sich selbst. Den wer möchte sich schon eingestehen: „Hey, wenn du ehrlich bist – dein Leben läuft beschissen. Du bist ganz weit weg von dem, wie du dir dein Leben eigentlich vorgestellt hast! Du bist nicht glücklich. Du führst ein Leben, dass nicht zu dir passt.“ Das kostet Mut und erfordert Energie, daran etwas zu ändern.

Einfacher ist es, dass alles so bleibt wie bisher und wir einfach nörgeln und uns darüber beklagen, was wir für arme Opfer sind. Damit wir nicht merken, wie weit weg wir von uns selber schon sind, lenken wir uns ab. Ein ganzer Industriezweig beschäftigt sich damit. Man geht einkaufen, schaut fern, ließt Bücher, telefoniert, simst, ist bei Facebook etc. Und wenn man mal alleine ist, beschleicht einen so ein eigenartiges Gefühl, das etwas nicht stimmt. Und könnte schon Sonntag abends kotzen, weil morgen wieder Montag ist. Versteht mich nicht falsch: ich kaufe auch gerne ein, lese tolle Bücher und bin täglich bei Facebook. Aber durch meinen Blog, mein Schreiben und regelmäßige Pause reflektiere ich immer wieder, wie nah oder fern ich mir selber bin.

Das Genießen bringt mich wieder zurück zu mir

Bedeutet das Arbeit? Ja klar! Jede Menge sogar. Ich arbeite, komme nach Hause und sitze dann bis abends an meiner Seite und an Plänen für meine Zukunft. Ich denke ständig darüber nach, was Genuss bedeutet, was ich genieße oder auch nicht und was jeden Tag Genussmomente waren. Am Wochenende bin ich oft auf Messen unterwegs oder auf Genuss-Erkundungstour. Und Geld verdiene ich damit keins. Vielleicht später mal, aber das ist nicht mein Haupt-Ziel. Ich habe etwas, was mich erfüllt, woran ich wirklich Spaß habe. Etwas, dass es Wert ist, Arbeit und Energie hinein zu stecken. Man könnte sagen: Ich bin besessen von „meinem Thema“ Lust&Genuss 🙂 Genuss ist für mich ein Lebenssinn. Wenn ihr euch an die (bisher) schönsten Momente in eurem Leben zurückerinnert: was hat diese so besonders gemacht? War es der erste Kuss, ein lauer Sommerabend, Lachanfälle oder einfach ein Moment, an dem ich euch besonders geliebt und geborgen gefühlt habt? Tut euch den Gefallen und denkt man intensiv darüber nach.

Was bleibt, wenn ihr auf dem Sterbebett liegt? Was sind die letzten Bilder, die ihr vor Augen habt?

Und jetzt die wichtigste Frage: warum sorgt ihr nicht dafür, dass ihr JEDEN VERDAMMTEN TAG Genuss-Momente erlebt? Intensive, lustvolle, witzige oder auch traurige Momente die ihr voll auskostet und genießt? Fangt wieder an, euch lebendiger zu fühlen! Stellt euch mal vor, ihr liegt in 20, 30 oder 60 Jahren auf dem Sterbebett. Ihr wisst, dass ihr nie wieder daraus aufstehen werdet, ihr werdet nie wieder die Kleidung aus eurem Schrank tragen, draußen spazieren gehen oder die Jahreszeiten erleben werden. Was bleibt euch dann? Was sind die letzten Bilder, die ihr vor Augen habt? Ich hoffe, ihr seht in eurem Geist 1.000 wunderschöne Bilder und Situationen, die ihr wirklich genossen habt. Wo ihr voll bei der Sache, ganz im Moment wart. Nehmt euch diese paar Minuten. Denn Sie können euch dahin führen, euer Leben Schritt für Schritt zu verbessern und wieder mehr in eure Richtung zu lenken, damit es stimmiger wird.

Der letzte Warnschuss

Kurz nachdem ich meinen Blog angefangen hatte, bin ich krank geworden. Mein Bein wurde dick und ganz taub, ab zum Arzt, dann direkt ins Krankenhaus. Ein Thrombose, die bis in den Bauch reichte. Woher genau es kommt, weiß man nicht. In meinem Alter ist es eigentlich sehr ungewöhnlich, so etwas zu bekommen. Aber es ist passiert und mir haben mehrere Ärzte gesagt, dass ich mindestens 2 Schutzengel an der Seite hatte. Hätte sich das Gerinnsel plötzlich gelöst und wäre in die Lunge gewandert, wäre ich wahrscheinlich daran gestorben. Lungenembolie, zack und das wars. Ich wäre einfach mit 28 Jahren tot umgefallen. Auf dem Weg zur Arbeit, während der Arbeit oder vielleicht Zuhause. Mir hätte niemand mehr helfen können.

Wie viele Tage meines Lebens habe ich Stand heute bewusst gelebt? Wie viele Momente genossen?

Zunächst war es ein Schock für mich – und war gleichzeitig extrem dankbar. Während ich im Krankenhaus lag und mich nicht bewegen durfte, hatte ich genug Zeit, um über ein paar Sachen nachzudenken: Wie viele Tage meines Lebens habe ich Stand heute bewusst gelebt? Wie viele Momente genossen? Wie viele Sekunden davon wahren intensiv, Gäsenhaut-würdig? Wie oft hatte ich Kribbeln im Bauch, wie oft war ich begeistert? Wahrscheinlich nur einen Bruchteil. Das werde ich ändern! Die meiste Zeit leben wir passiv vor uns hin und warten auf etwas, die Zukunft, mehr Geld, ein Zeichen des Himmels. Und das kommt nie. Wenn ich erst…hätte…würde…sollte. Das wird aus meinem Vokabular gestrichen. Ich warte nicht mehr.

Ich bin kein Apostel und predige euch, wie ihr euer Leben zu leben habt. Ich möchte euch nur Anregungen geben, es viiiiiel mehr zu genießen, tausende Genuss-Momente zu sammeln und wieder Lust auf das Leben zu bekommen. Muss man dafür erst eine weiße alte Frau werden? Ich glaube nicht. Man muss vielleich wieder mehr wie ein Kind werden und leidenschaftlich leben. Ich werde es versuchen, jeden Tag. Und ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf meiner Reise begleiten wollt.

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2 Gedanken zu „Der Sinn hinter Lust & Genuss“

  1. Liebe Annika,
    Dein heutiges Blogthema trifft genau die wesentlichen Gedanken alldessen- was wir tun, tun müssen und tun wollen. Nämlich: unser Leben sinnig-sinnvoll gestalten. In Eigeninitiative und SelbstVerantwortlich. Nicht fremdgesteuert, möglichst frei von den Erwartungen unseres Umfeldes und unserer Prägungen. INDIVIDUALITÄT ist kein Modewort, sondern ein LebensSINN und LebensZIEL!
    Und DOCH- das ist möglich. Du scheinst der Beweis dafür! Ich glaube an das- was Du tust und wonach DU DICH FÜR DICH orientierst! Und ich bin stolz auf DICH!

    Vor einigen Wochen schrieb ich mal folgenden Text, er passt recht gut zu diesem Thema hier, so denke ich……deswegen kopiere ich ihn einfach einmal hier hinein, falls jemand Lust hat, zu vertiefen.

    2013
    JETZT ist sie also definitiv da:
    (m)eine Zeit für eine rigerose Neu/Um-Orientierung und erweiterte- begeisterungsfähige und genussvolle Wegstrecke im beruflichen Lebensweg.

    An 5-7 Tagen die Woche beinhaltet der berufliche Lebensweg eine Zeiteinheit von 4-10 Stunden.
    Nehme ich mal die 10 Stunden: früher flogen 10 Stunden an Arbeitszeit nur so dahin, sie fühlen sich leicht und voller Energie an. Je mehr ich hinein gab, umso mehr hatte ich das Gefühl- an Energie zurück zu bekommen. Kurz gesagt: es machte einen Heidenspass und es kribbelte, es leuchtete, und es barg eine unglaublich intensive Energie und Intensität in sich…..dies tun zu können.

    Heute arbeite ich an der Basis 4-5 Stunden am Tag, im Büro weitere 3-4 Stunden, beim Spazirgang mit meinem Hund begleiten mich zigfache Gedankenströme und auch bei einem leckeren Caffe`mit meinem Lebenspartner in der Stadt dreht sich das Gespräch meist um berufliche Dinge/Probleme/Frustrationen und
    einer schier endlosen Lösungssuche…..!

    Selbst in der Nacht werde ich mittlerweile oft wach mit weiteren und meist sehr schweren Gedanken und Gefühlen hierzu….die Beine kribbeln- als würde ein Teil in mir einfach weg laufen wollen vor dem Rest Mensch. Als gesundheitsbewusste und aufgeklärte Person weiss ich um die Botschaften dieser und andere Erkrankungen und Beschwerden des Körpers…..

    Aber was bedeutet mir diese schier endlose Zeit eigentlich? Was bringt sie mir und meinem Umfeld, meiner Beziehung, meinem Geldbeutel, meiner eigentlich wertvollen Freizeit und Freiheit, meinem Selbstbewusstsein und ja- auch meinem Ego oder gar meiner Familie, meinem Freundeskreis und was den Menschen allgemein um mich herum?
    Wie sinnig und sinnvoll empfinde ich all die Stunden meiner Tätigkeiten und wie fühlt es sich an- dies alles getan zu haben und noch zu tun?
    Wie viele Stunden hiervon waren wirklich erfüllt, voller Freude, Liebe zu der Tätigkeit und voller LUST darauf- dies tun zu wollen und tun zu dürfen?

    Wenn mich die letzten Jahre etwas gelehrt haben, dann ist es eine Art an Erkenntniss- die ich noch in Worte fassen möchte, wenn ich mir ein wenig mehr Zeit und Raum schenken kann…..und nach einer Zeit mit etwas mehr Abstand zu dem heutigen Erkennen und Resümé…..und den daraus folgenden Konsequenzen……

    Meine Entscheidung ist somit klar und deutlich: ich beende diesen momentanen Weg und wende mich dem Weg zu, der mir Freude, Lust und Leidenschaft schenken kann.
    Dem Weg, der mich dann auch wie früher- so oft schlicht und einfach wieder vergessen läßt, das ich 8-10 Stunden am Tag arbeite, weil ich dies nicht als Arbeit, sondern voller Freude- in Wellen von Anspannung und Entspannung dann als Teil meines Lebenselexiers und meiner Energie empfinden kann.

    Ich wünsche Euch ein entspanntes Wochenende und all denen die arbeiten werden- eine wirklich erfüllte und wertvolle Zeit.
    Ich bin und ich bleibe überzeugt von einigen Dingen, denen ich mich nun verstärkt und mit viel Lust und Genuss widmen werde.
    Demächst mehr dazu…..

    ©B.Engelhardt im März 2013

    PS: ich habe gekündigt! Und somit beginnt hier jetzt hier und überhaupt- endlich die Wirklichkeit über “Die vergessenen Alten”….

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  2. Ich bin über Facebook auf Deine Seite gekommen und bin sehr positiv überrascht! Dem Thema Genuss einen ganzen Blog zu widmen – das ist erfrischend, inspirierend und Du kannst hoffentlich ganz viele Menschen mit Deinem Spaß und Deiner Freude am Thema „Genuss“ anstecken!

    Mich hat es vor einigen Jahren getroffen, als ich mit einem Burnout erst im Krankenstand und dann in der Arbeitslosigkeit landete. Plötzlich merkst Du, wie sehr das Leben an Dir vorbeigelaufen ist und Dir wird bewusst, dass all die Jahre verflogen sind und Du nie das Gefühl hattest, diese Zeit wirklich mit Genuss und Freude verbracht zu haben. Zuviel „müssen“ und zu wenig „wollen“. Es war eine harte Lernaufgabe für mich, mir die Zeit zum Gesundwerden zu gönnen und die „kleinen Dinge“, die ja in Wahrheit ganz groß sind, schätzen zu lernen. Seitdem geniesse ich den Blick in den blauen Himmel, eine Tasse Tee oder Kaffee, Gespräche mit Freunden, ein gutes Buch, einen Spaziergang und so vieles mehr! Die Krankheit hat mein Leben sehr eingeschränkt, aber sie hat mir auch ganz viel geschenkt und deshalb weiss ich, wie wichtig und richtig das ist, was Du hier schreibst.

    Liebe Grüsse
    Clara

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