Machen Diäten Sinn?

Immer wieder ein Thema zum Jahreswechsel: Gesunde Ernährung. Kann man lust- und genussvoll essen und sich dabei gleichzeitig gesund ernähren? Was macht eigentlich ein Food-Coach? Und die 5 besten Tipps für Menschen, die dauerhaft und gesund abnehmen möchten. Ein Interview mit Andrea Muno-Lindenau, Inhaberin von „Feelgood Management“

 

Wie kam es, dass du Food-Coach wurdest? Was treibt dich an?

Was mich schon Zeit meines Lebens antreibt, ist die Frage, was Menschen brauchen, damit es Ihnen gut geht und wie sie das bekommen können. Ich habe mich vor einigen Jahren im Bereich Ernährungsberatung selbstständig gemacht und recht schnell festgestellt, dass die reine Wissensvermittlung Menschen nicht weiter bringt. Meist wissen die Leute schon, was gesund ist, brauchen aber jemanden, der sie bei der Umsetzung unterstützt.

Was bedeutet „feelgood-management“?

Feelgood-Management heißt nichts anderes als die Führung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Das heißt, für sich selbst, sein Leben und seine Gesundheit die Verantwortung aktiv zu tragen.

Was ist die Aufgabe eines Food-Coaches?

Wir fangen in der Regel mit einer „Bestandsaufnahme“ an. Was stört jemanden und was möchte die Person erreichen, wo will sie hin? Möchte jemand beispielsweise abnehmen oder etwas anderes in seinem Leben verändern, dann besprechen wir, was bereits gut funktioniert und was möglicherweise auch nicht. Oft ist es die mangelnde Zeit, die Mehrfachbelastung oder der innere Schweinehund, manchmal sind es auch Glaubenssätze, die verhindern, dass es uns gut gehen kann und vieles mehr. Was es auch immer ist, wir suchen es aufzudecken, um dann gemeinsam Strategien zu entwickeln, die eigenen Ziele zu erreichen. Das Entscheidende beim Coaching: der Experte ist der Coachee/Klient/Kunde selbst. Der Coach begleitet durch Fragen und holt das Beste aus seinem Gesprächspartner raus wie die Hebamme das Kind bei der Geburt. Meist kommt am Ende einer Sitzung etwas ganz anders raus als zu Anfang vermutet, die Leute sind oft selbst verblüfft, wo „ihre Festplatte hängt“.

Der Markt ist komplett überfüllt mit Ernährungs-Ratgebern und Diätbüchern – und jeder behauptet etwas anderes. Gibt es die eine „richtige“ Ernährung?

Andrea Mundo-Lindenau„Jain“. Es gibt ein paar ganz wenige Regeln, die eine gesunde Ernährung beschreiben könnten. Essen ist jedoch sehr individuell. Es gibt kulturelle, klimatische und religiöse Unterscheide, persönliche Vorlieben und Verträglichkeiten etc.. Niemand möchte sich da gerne Vorschriften machen lassen.

Wie wichtig ist gesundes Essen für den Körper?

Essen hält Leib und Seele zusammen, so heißt es wohl nicht zufällig. Wir versorgen unseren Körper durch Essen und Trinken mit lebensnotwendigen Stoffen. Darüber hinaus können wir mit einem geschickten Timing und einer sinnvollen Zusammenstellung auch unsere Vitalität fördern. Wir können zum Teil sogar unsere Stimmung mit Essen und Trinken beeinflussen. Beispielsweise brauchen wir für die Produktion von Dopamin, das „ Ich-bin-motiviert-und-gut-drauf-Hormon“ bestimmte Aminosäuren, also Eiweiß. Oder ein noch einfacheres Beispiel, das viele kennen: wenn ich unter einem Eisenmangel leide, fühle ich mich müde und schlapp und eben alles andere als vital. Es lohnt sich in jedem Fall bewusst gut zu essen und dafür zu sorgen, dass Essen auch gut tut.

Machen Diäten deiner Meinung nach Sinn?

Nein. Diäten sind meist verbunden mit Einseitigkeit, Verzicht und Verboten, das hält man in der Regel für eine gewisse Zeit durch und fällt dann in alte Gewohnheiten zurück. Der berühmte JoJo-Effekt ist frustrierend und auf Dauer sogar gesundheitsschädigend.

Es geht vielmehr darum, langfristig für sich einen Lebensstil zu finden, bei dem man sich wohl und vital fühlt.

Neben dem Essen spielen natürlich auch Bewegung, Entspannung und das Schlafverhalten eine Rolle. Auch ein aktives Stressmanagement, das Erkennen von Stressursachen, die Bewertung von diesen etc. ist wesentlich für unsere Lebensqualität. Eine Abkürzung wie die Ananasdiät ist nicht sinnvoll.

diäten_gesund_abnehmen genussWas sind die 5 besten Tipps für Menschen, die dauerhaft und gesund abnehmen möchten?

Damit habe ich bzw. meine Kunden gute Erfahrungen gemacht:

  1. Wenige energiedichte Lebensmittel essen, aber solche, die viele Vitalstoffe enthalten!
  2. Möglichst frische, wertvolle und unverarbeitete Lebensmittel essen!
  3. Bunt und abwechslungsreich sollten unsere Mahlzeiten aussehen – wenn der Teller nur Braunes wie Nudeln, Fleisch, Sauce, Brot, Pudding etc. bietet, ist das nicht so günstig!
  4. Mit allen Sinnen genießen, regelmäßig essen, nur soviel bis man satt ist, bloß nicht hungern!
  5. In Bewegung bleiben, den Körper fordern, Leidenschaften wecken!

Und: die Verantwortung für sich und den eigenen Lebensstil übernehmen! Wenn die Umsetzung schwer fällt, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Oftmals liegt es nicht nur am Essen, sondern an vielen anderen Dingen.

„Stress macht dick“. Ist das tatsächlich so?

Leider ja, zumindest kann Dauerstress dick machen. Es gibt ja Stresshungerer und Stressesser. Wer warum so oder so reagiert, ist noch nicht abschließend erforscht. Was aber schon erkannt ist: Stress beeinflusst und verändert unsere Hormonausschüttung. Beispielsweise steigt bei Stress der Cortisolspiegel. Dieser beeinflusst auch unseren Blutzuckerspiegel. Zu viel Stress kann daher nachweißlich zu Heißhungerattacken führen. Menschen, die gestresst sind, kaufen durchschnittlich anders ein und essen mehr Fett, Zucker und größere Portionen.

Sollten sich Menschen, die unter Dauerstress stehen, anders ernähren? Und wie kann ich mich trotz stressigem Alltag gesund ernähren?

Nein, eine besondere Ernährungsform für Gestresste gibt es nicht. Für Menschen mit hoher Belastung im Alltag ist eine gesunde Ernährung allerdings nochmal wichtiger. EinzelcoachingGerade, wenn ich gestresst bin, brauche ich genügend Vitalstoffe, um fit zu bleiben. Auch hier ein Beispiel: fast alle Säuger, zu denen auch wir Menschen zählen, produzieren im Körper Vitamin C und zwar um ein Vielfaches mehr unter Stress. Das Kaninchen synthetisiert etwa 25 mal mehr Vitamin C, wenn es zum Beispiel vom Fuchs gejagt wird. Diese Tatsache können wir zwar nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen, Tatsache ist jedoch, dass unter Stress auch auf Zellebene mehr oxidativer Stress entsteht. Dies kann zur Schwächung des Immunsystems, Entzündungen etc. führen. Vitamin C bspw. gehört zu den effektivsten physiologischen Antioxidantien in der Zelle. Der Mensch kann kein Vitamin C synthetisieren, sondern ist darauf angewiesen, dieses mit der Nahrung aufzunehmen. Also auf den Punkt gebracht: bei Stress ist ein gute Versorgung mit Vitaminen besonders wichtig.

Haben es Veganer bzw. Vegetarier schwerer, sich gesund zu ernähren?

Nicht, wenn sie wissen, wie es geht. Die sogenannten „Pudding-Vegetarier“, die nur das Fleisch weg lassen, sind möglicherweise nicht so gut versorgt. Veganer sollten unbedingt ihren Vitamin B12-Spiegel kontrollieren lassen. Grundsätzlich geht es auch ohne Fleisch und Fisch. Eine Versorgung mit allen lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen ist leichter, wenn wenigstens Milchprodukte und Eier verzehrt werden.

Darüber streiten sich die Geister: Darf ich abends noch essen?

Hast du schon mal eine Katze oder einen Hund hungrig schlafen sehen?

Ich esse liebend gerne Schokolade. Muss ich darauf komplett verzichten?

Nur, wenn du Wert darauf legst, schlechte Laune zu bekommen und nach Oskar Wilde: „Der beste Weg Versuchungen zu widerstehen ist, ihnen nachzugeben.“ – Es muss ja nicht gleich die ganze Tafel sein.

Kann man Genuss und eine gesunder Ernährung miteinander vereinbaren?

Aus meiner Sicht kann nur eine genussvolle Ernährung gesund sein. Viele Menschen ernähren sich ja gerade deshalb nicht so günstig, weil sie zu schnell essen oder aus Langeweile oder aus Frust, unbedacht und nebenbei. Wenn du mit all deinen Sinnen jeden Bissen genießt, wirklich für Abwechslung auf deinem Speiseplan sorgst, frisch und lecker kochst, dich auf das Essen freust und jeden Bissen genießt, isst du wahrscheinlich kleinere Portionen, gönnst dir eine bessere Qualität und isst weniger zwischendurch.

Was verstehst du unter Genuss? Was bedeutet es für dich?

Andrea Mundo-LindenauGenau das, was ich gerade beschrieben habe, eine gute Atmosphäre gehört für mich noch dazu und gerne auch nette Menschen. Ganz toll auf den Punkt gebracht hat das Mireille Guilano mit dem Buch „Warum französische Frauen nicht dick werden“. Das Buch kann ich allen empfehlen, die Genuss lernen wollen. Bon Appetit!

Ich danke dir vielmals für deine Zeit und das wirklich interessante Interview!

Weitere Informationen zum Thema Ernährung, Food-Coaching, Tipps und vieles mehr findet ihr hier:

Website: www.feelgood-management.net
Facebook: www.facebook.com/Feelgoodmanagement

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3 Gedanken zu „Machen Diäten Sinn?“

  1. Ich kann nur damit übereinstimmen. Als Küchenchef hat man genau solch eine Verantwortung. Meine Speisekarte ist so gestaltet, dass sich meine Gäste bewusst, ausgeglichen und gesund Ernähren können. Gelungenes Interview mit viel Wahrheit verbunden. Very well done Liebe Grüsse Roger

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