Speisende soll man nicht aufhalten

Patrik Stäbler hat sich durch ganz Deutschland und die regionalen Gerichte gefuttert – und darüber das Buch „Speisende soll man nicht aufhalten“ geschrieben. Als ob die Idee noch nicht toll genug wäre, ist er nur per Anhalter gereist und hat via Couchsurfing bei völlig Fremden übernachtet. Herausgekommen ist ein sehr unterhaltsames, teilweise wirklich lustiges Buch, bei dem man das Gefühl hat, mit am Tisch zu sitzen. Patrik ist ein Genießer durch und durch – das merkt man auf jeder Seite des Buches. Zeit für ein Interview!

Achtung: Es gibt ein Exemplar zu gewinnen!

Woher kommt deine Liebe zum Essen?

Ich würde sagen: Ich habe sie durch die Nabelschnur aufgesogen – aber ganz genau kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Doch im Ernst: Ich habe mich schon immer fürs Essen, für neue Geschmäcker und Gerichte interessiert. Und im Gegensatz zu vielen anderen Liebeleien, ist meine Affinität fürs Essens umso inniger geworden, je mehr ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe – und je älter ich geworden bin. Heute kann ich sagen: In 34 Lebensjahren habe ich nichts auf der Welt gefunden, das mir ähnlich große Freude bereitet wie Essen – und das Tag für Tag aufs Neue, Mahlzeit für Mahlzeit.

Wie kamst du auf die Idee, per Anhalter zu reisen?

Ein Ziel auf meiner kulinarischen Reise war es, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen – nicht nur, aber doch in erster Linie übers Essen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, per Anhalter zu reisen, denn dadurch wird man quasi gezwungen, sich mit den Menschen zu unterhalten. Insgesamt war ich mit 100 Autofahrern etwa 4000 Kilometer unterwegs – und habe von ihnen unzählige gute Tipps erhalten, was und wo ich essen soll – und wovon ich lieber die Finger lasse.

Was hattest du im Rucksack?

Ich habe versucht, möglichst leicht zu packen, denn gerade Tramp-Anfänger wie ich müssen immer wieder weite Strecken zu Fuß zurücklegen. Im Prinzip hat sich mein Gepäck auf Kleidung, Technik (Laptop, Foto, Video), meine Tagebücher und eine Deutschlandkarte beschränkt. Ach ja, und Gummibärchen als Nervennahrung durften nie fehlen.

Warum hast du die Coachsurfing-Variante gewählt?

Da gilt das gleiche wie bei der Anhalter-Frage: Ich wollte mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Gerade von meinen Couchsurfing-Gastgebern, die ja in der jeweiligen Region zu Hause sind, habe ich zig Ratschläge und Tipps bekommen, welche Gerichte ich essen soll, welche Restaurants ich besuchen soll, usw.

Wie kam es zu der Mischung aus Rezepten und Reisen?

Von Anfang an war es mein Ziel, nicht nur von den traditionellen, landestypischen Gerichten in Deutschland zu erzählen, sondern auch Rezepte imBuch vorzustellen. Schließlich will ich, dass der Leser sich selbst vom Geschmack der Speisen überzeugen kann.

Was bereitet dir größeren Genuss – essen oder reisen?

Ganz klar: Essen. Aber schon danach folgt in meiner persönlichen Hitliste das Reisen. Und Nummer drei ist Schreiben. Deshalb waren meine kulinarische Reise und das zugehörige Buch für mich die Erfüllung eines Traums – endlich mal alle drei Leidenschaften in einem Projekt.

 Warum wolltest du dieses Buch schreiben?

Ich bin relativ viel in der Welt herumgekommen und habe mich in allen Ländern stets besonders für die dortigen Gerichte und Essgewohnheiten interessiert. Irgendwann ist mir aufgefallen: Jetzt hast du dich zwar um die halbe Welt gegessen, aber ausgerechnet die Küche deines Heimatlandes ist dir bislang ungefähr so unbekannt geblieben wie einem gemeinen Nordkoreaner ein McDonald’s. Das wollte ich ändern – und so ist die Idee zu einer kulinarischen Deutschlandreise in meinem Kopf gereift.

Wie lange hat es gedauert, bis dein Buch fertig war?

Insgesamt bin ich drei Monate durch Deutschland gereist – und unmittelbar danach ging’s ans Schreiben. Für die Erstfassung des Manuskripts habe ca. zwei Monate gebraucht, doch das war nur der Anfang: Danach gingen noch etliche Stunden und Tage für die Überarbeitung drauf, für Korrekturen, fürs Layout, fürs Cover und für zig weitere Dinge.

Was war deine größte Angst, als du das Projekt gestartet hast?

Dass mich kein Autofahrer mitnimmt. Ich hatte ja keinerlei Erfahrung als Anhalter, und als ich gleich am ersten Reisetag erst mal zwei Stunden am Straßenrand gestanden bin, da habe ich ernsthaft daran gedacht, das ganze Projekt hinzuschmeißen. Doch zum Glück hat im nächsten Moment ein winziger Ford mit zwei Pakistanis angehalten, die mich von München nach Erlangen mitgenommen haben. Wir haben uns auf der Fahrt über Gott und die Welt unterhalten, und das Gespräch war so spannend und interessant, dass jegliche Gedanken ans Aufgeben sofort verflogen sind.

Foto: Rowohlt
Foto: Rowohlt

Planst du, deine Speise-Reise weiter ins Ausland auszudehnen?

Sicher gibt es Länder, die mich reizen würden – etwa Spanien, Frankreich und vor allem Österreich. Mal schauen, was die Zukunft bringt…

Was ist dein Lieblings-Rezept – und was war gar nicht nach deinem Geschmack?

Die Frage nach meinem Lieblingsgericht fällt mir sehr schwer, denn mein Appetit ist äußerst launisch: Mal brauche ich unbedingt Bratkartoffeln, mal muss es Sushi sein, und mal geht nichts über Mamas Rouladen mit Spätzle. Wenn ich jedoch ein Rezept aus meinem Buch hervorheben müsste, dann wäre es wohl Schnüsch – denn ein eines solches Gericht hätte vorher nie mit deutscher Küche in Verbindung gebracht. Bei Schnüsch handelt es sich um einen Gemüse-Milch-Eintopf, der in Schleswig-Holstein beheimatet ist. Klingt skurril, schmeckt aber sehr, sehr lecker. (hier geht’s zum Rezept: http://www.deutschland-isst.info/2012/04/24/zum-nachkochen-10-schnusch/)

Was hat dich auf deiner Reise am meisten überrascht?

Zwei Dinge. Erstens: Wie unglaublich gastfreundlich die Menschen waren, die ich getroffen habe. Wir Deutsche stehen ja nicht unbedingt im Ruf, besonders warmherzig, aufgeschlossen und hilfsbereit zu sein. Doch genau das habe ich auf meiner Reise immer wieder erfahren – und das nicht nur vereinzelt, sondern von der überwältigenden Mehrheit der Menschen, die ich unterwegs getroffen habe. Und zweitens: Die deutsche Regionalküche ist besser – und abwechslungsreicher – als ihr Ruf.

Was war der seltsamste Moment deiner Reise?

Seltsam war wohl am ehesten ein Taxifahrer, der mich im Saarland als Anhalter mitgenommen hat. Aus dem Nichts hat er angefangen, mir seine Lebensgeschichte zu erzählen – inklusive sehr detaillierter Schilderungen seines Sexlebens und Anekdoten aus seiner Zeit im Gefängnis. Das war eine der wenigen Fahrten, bei denen ich das Aussteigen herbeigesehnt habe.

Was bedeutet für dich Genuss?

Essen ist für mich gleichbedeutend mit Genuss – in 99 Prozent der Fälle.

Was verhindert deiner Meinung nach den Genuss?

Ich halte wenig bis gar nichts von Essensaposteln, die ihre Umwelt mit Gutmenschen-Ratschlägen im Minutentakt belehren. Das vorausgeschickt, erlaube ich mir selbst einen Gutmenschen-Ratschlag: Sich zu jedem Essen hinzusetzen und sämtliche Nebentätigkeiten einzustellen, vergrößert den Essensgenuss ungemein.

Hast du Ratschläge für Menschen, die selber ein Buch schreiben möchten?

Tut es. (Eigentlich wollte ich es bei diesen zwei Wörtern belassen, aber vielleicht sage ich noch dies: Ich bin damals aufgebrochen, ohne je mit einem Verlag gesprochen zu haben – aber mit dem festen Vorsatz, ein Buch über meine Reise zu schreiben. Das Buch wäre auch entstanden, wenn meine Ehefrau hinterher die einzige gewesen wäre, die es liest – denn ich wollte dieses Buch unbedingt schreiben, weil ich davon überzeugt war. Letztlich hatte ich das Glück, dass der Rowohlt-Verlag auf meine Reise und mich aufmerksam wurde und mir einen Vertrag angeboten hat, ohne zuvor eine einzige Zeile des Buches gelesen zu haben. Deshalb noch mal: Tut es!)

Du betreibst den Schmausepost-Blog. Was steckt dahinter?

Nach meiner Reise habe ich mich im Internet auf die Suche gemacht, nach einer Webseite bzw. einem Newsletter, der regelmäßig die interessantesten kulinarischen Geschichten sammelt – so eine Art „Best-of“ zum Thema Essen und Trinken. Doch leider konnte ich nichts derartiges finden, und so habe ich kurzerhand selbst einen solchen Newsletter ins Leben gerufen, die Schmausepost. Dahinter verbirgt sich ein Newsletter, in dem ich jeden Freitag die besten Nachrichten, Lesegeschichten, Kommentare, Videos und Grafiken vorstelle, die vergangene Woche im Netz erschienen sind – sowohl bei traditionellen Medien als auch auf Blogs. Inzwischen haben fast 700 Essensliebhaber die Schmausepost abonniert – und mir macht das Zusammenstellen des Newsletters mehr Spaß denn je.

Über den Autor

Foto: Petra Rosenstock
Foto: Petra Rosenstock

Essen, Reisen, Schreiben: Das sind seine drei großen Leidenschaften – und zwar in dieser Reihenfolge. Das biografischer Pendant zu diesem Triumvirat lautet: Patrik Stäbler, 34 Jahre alt, Journalist und Autor aus München.

Achtung: Durch einen Zufall habe ich das Buch gleich zweimal. Eins davon ist funkelnagelneu – und ihr könnt es gewinnen! Schreibt einfach einen Kommentar, warum ihr das Buch gewinnen solltet. Das Gewinnspiel endet am 22.05.14. Viel Glück!

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8 Gedanken zu „Speisende soll man nicht aufhalten“

  1. Was für eine geniale Idee, die perfekte Symbiose meiner liebsten Hobbies Reisen und natürlich Essen – Genuss auf ganzer Linie. Und weil das allein keinen Spaß macht: Ich würde mich sehr freuen, das Buch meinem Mann zu schenken als Motivation und Anschub für gemeinsame Aktivitäten in Sachen „Schauinsland beim Schlemmen“. 🙂

    Liebe Grüße Sylvia

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  2. Hallo liebe Annika,
    da hab ich schon gleich wieder Hunger!
    Essen, Genießen, Reisen das ist doch mal eine Symbiose.
    Leider ist das Bücher lesen bei mir sehr in Vergessenheit geraten. Schade eigentlich, aber ein Buch über Essen und Reisen durch die Deutschen Lande könnte mich wieder auf die Spur bringen und die Lust am Lesen wieder wecken.
    Also tust Du ein gutes Werk. Denk an die alte Pfadfinderregel-jeden Tag eine gute Tat-.
    Liebe Grüße Dorit

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  3. Das Buch hört sich wirklich gut an – so etwas lese ich gern.
    Vielen Dank für die tolle Verlosung – bin gespannt!

    Viele Grüße, Elja

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  4. Vielen Dank für eure Teilnahme! Das Glückslos hat dieses mal Sylvia ausgewählt! Viel Genuss mit dem Buch. Und an alle anderen: keine Sorge, ich habe hier schon ein tolles Buch für die nächste Verlosung liegen!

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