Ein Genussbericht mit allen Sinnen. Lust auf einen kleinen Phantasie-Urlaub?
Der Sommer 2012 auf Lanzarote ist mir besonders intensiv und genüsslich in Erinnerung geblieben. Und war daher ideal geeignet, um als Einstieg für meiner ersten Lesung zum Thema Genuss im Rahmen des „Kaleidoskop-Festivals“ in Koblenz zu dienen. Vor der Lesung war ich mächtig aufgeregt, doch dazu bestand im Nachhinein eigentlich kein Anlass – die Stimmung war klasse, der Raum gefüllt und die Teilnehmer waren allesamt sehr aufgeschlossen und nett. Vielen Dank dafür! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht! Hier nun meine Einleitung, um auch euch kurzfristig in Urlaubslaune zu versetzen.
Lanzarote, August 2012
Der Tag war einfach herrlich – wir sind mit einer kleinem Fiat, der es nur mit viel Anlauf und Rückenwind gerade so über die hiesigen Berge geschafft hat, über die Insel gekurvt. Lanzarote gleicht einer Mond-Landschaft, schroffe Felsen in bizarren Formationen streben hier dem Himmel entgegen.Es weht ein konstant starker Wind, der die Hitze von der Haut weht und für angenehme Abkühlung sorgt – und eine angemessene Frisur unmöglich macht.
Kleine Salzkristalle setzen sich auf unsere Haut fest, die noch die Wärme des Tages ausstrahlt
Nach einem aufregenden Tag, an dem wir viel entdeckt, erkundet und bewundert haben, im Meer geschwommen und durch idyllische Orte gebummelt sind, finden wir uns gegen Abend in einem kleinen abgelegenem Restaurant ein. Spanische Musik klingt leise im Hintergrund, meine Füße wippen automatisch im Takt mit.
Wir bestellen und genießen den absolut atemberaubenden Blick von unserem Platz aus: etwas unterhalb wird ein Pool von stimmungsvollen Licht angestrahlt, es geht weit hinunter an schroffen Felsen, an denen sich hohe Wellen brechen. Teilweise wird die Gicht vom Wind zu uns hochgeweht, kleine Salzkristalle setzen sich auf unsere Haut fest, die noch die Wärme des Tages ausstrahlt.
Die Vorspeise wird gebracht: Kleine Kanarische Kartoffeln in Salzkruste, die hier noch ganz ursprünglich angebaut werden, zusammen mit grüner und roter Mojo-Soße – eine göttliche Kombination! Wir brechen die Kartoffeln mit den Fingern auf, warmer Dampf steigt auf und wir tunken die Kartoffeln in reichlich Soße. Es entfaltet sich eine regelrechte Geschmacksexplosion in unserem Mund: Salz vermischt sich mit der sämigen Konsistenz der Kartoffel, die Soße birgt eine Mischung aus Knoblauch, Olivenöl, Koriander und sanften Schärfe im Nachgeschmack.
Mittlerweile sind auch die Getränke da, ich spüle die hervorragende Mischung mit gekühlten Chardonnay hinunter, am Glas bilden sich kleine Kondens-Tropfen. Die Sonne ist fast untergegangen und taucht das Meer in eine warm-lila Glitzerwelt und ich atme tief ein. Der blendend gelaunte Kellner bringt summend die Hauptgänge und während ich mich über meine Tagliatelle mit frischem Lachs hermache denke ich: Dafür ist das Leben gemacht!
Ich sehe, spüre, schmecke und rieche den Moment und sauge soviel davon in mir auf, wie ich nur kann.
Ich bin ganz im Augenblick versunken, meine Sinne sind geschärft – ich spüre das leichte Sommerkleid, dass durch den Wind immer wieder sanft über meine Beine streift. Das entfernte Kreischen der Möwen verbindet sich mit der Musik und dem Rauschen der brandenden Wellen und bildet eine ganz eigene Komposition, während ich ein Schluck kaltes Mineralwasser trinke und das Prickeln in meiner Kehle nachspüre.
Ich spiele mit den Tropfen am Glas und atme die frische Meeresbrise tief ein: eine Mischung aus Salz, Fisch und Algen – ich liebe diesen Geruch, er hat für mich etwas ganz Natürliches und Ursprüngliches. Ich sehe, spüre, schmecke und rieche den Moment und sauge soviel davon in mir auf, wie ich nur kann.
Hier scheint alles etwas leichter zu sein, die Tage sind länger, die Menschen entspannt. Am Nebentisch sitzt eine große Gruppe Einheimischer, es wird lebhaft geredet und viel gelacht, ein paar Kinder laufen umher, spielen fangen und flirten mit den Kellnern.
Wir sitzen noch lange an diesem Abend zusammen, reden, lachen und lauschen einfach der Umgebung. Als Aperitif wird eine kalter Honig-Schnaps serviert, der zuerst scharf und süß die Kehle hinunter rinnt, bevor sich eine betäubende und wohlige Wärme im Magen ausbreitet. Wir brechen auf, der Weg zurück zu unserem Hotel führt durch einen lebhaften Ort – es ist Hauptsaison, viele Menschen sind auf den Straßen und ihre Stimmen vermischen sich zu einem Brummen.
Wir lassen uns eine Weile treiben und bleiben schließlich auf einem Platz stehen, auf dem ein Musiker alleine mit seiner Gitarre auf einer Anhöhe steht und spanische Musik spielt – er hat eine unglaublich ausdrucksvolle und intensive Stimme, Menschen stehen auf und fangen an zu tanzen. Wir sehe uns an und beschließen, noch nicht ins Hotel zu gehen – die Nacht ist schließlich noch jung…
P.S. Interessierst du dich für weitere Reise-Videos? Hier findest du unseren YouTube-Kanal. Aktuell findest du hier Videos für Bali, Mallorca, Gran Canaria und den Vogesen, wobei wir diesen in Zukunft noch stark ausbauen werden.